Florence Foster Jenkins (1868 – 1944)
Tonträger aus meinem Archiv
Florence Foster war die Tochter eines Industriellen. Als Kind erhielt sie Musikunterricht und äußerte den Wunsch, Gesang zu studieren, was ihr Vater jedoch nicht finanzieren wollte. Nach ihrer Eheschließung mit dem Arzt Frank Thornton Jenkins schlug sie sich in Philadelphia als Lehrerin und Pianistin durch. 1903 wurde die Ehe wieder geschieden, und Foster-Jenkins schloss sich für kurze Zeit den Suffragetten an. 1909 starb ihr Vater und hinterließ ihr so viel Geld, dass sie sich ganz auf ihre Gesangskarriere konzentrieren konnte, von der ihr die Eltern und der Ex-Mann abgeraten hatten. Sie begann am Musikleben in Philadelphia teilzunehmen, gründete und finanzierte den „Verdi-Club“, nahm Gesangsunterricht und gab 1912 ihr erstes Konzert.
Schon bald verbreitete sich ihr „Ruf“ als schlechte Sängerin, erst in Philadelphia und dann im ganzen Land, ihre Konzerte wurden zu einem schrägen Tipp für Insider und sie entwickelte die exaltierte Lebensweise einer Diva. Einer Anekdote zufolge schenkte sie nach einem Autounfall dem schuldigen Lenker eine Kiste Zigarren, da sie der Meinung war, ihr hohes f sei durch den Schreck viel „höher“ geworden.
Obwohl das Publikum nach mehr Auftritten verlangte, beschränkte sich Jenkins auf seltene Auftritte vor einem erlesenen Publikum, das sie selbst auswählte, wie bei ihren jährlichen Konzerten im Ritz-Carlton-Hotel in New York City. Am 25. Oktober 1944 gab sie dem öffentlichen Druck endlich nach und sang, mit 76 Jahren, ein Konzert in der Carnegie Hall, das schon Wochen vorher ausverkauft war und dessen Eintrittskarten am Schwarzmarkt sagenhafte Summen kosteten.
Einen Monat später starb sie, weil sie beim Konzert durch die große Anstrengung erkrankt war. Manchen Gerüchten zufolge ging sie auch an der Gram über die Zeitungskritiken zugrunde, die tatsächlich vernichtend waren (ein Kritiker schrieb ironisch-bewundernd, Foster-Jenkins hätte sich „nicht von den Absichten der Komponisten einschüchtern lassen“).
"[Die CD] 'The Glory of the Human Voice' vereint alle Attribute, die der intellektuelle Musik-Masochist benötigt, um seiner Leidenschaft zu frönen. Jeder Gesangslehrer kennt die Qualen, die das Hören dieser CD verursacht... . Zweifelsohne jedoch werden früher oder später Fortschritte erkennbar sein, sobald ein Schüler um den Terminus der Intonation weiß und diese einzusetzen versteht... Hat der Leidende vermeintlich die Grenzen seiner Qualen erreicht, wird ihm durch [jede] folgende Arie die Belastbarkeit des menschlichen Gehörs noch eindrucksvoller verdeutlicht. Und trotzdem ist diese CD empfehlenswert...
Wenn man über die nötige Portion Exzentrik verfügt, kann man fraglos eine berühmte Sängerin sein - auch wenn die stimmlichen Fähigkeiten bei weitem nicht ausreichen. In ihrem Kopf fühlte sie sich zwar als die Königin der Nacht. In der Realität waren ihre Zuhörer jedoch von Lachkrämpfen geschüttelt.
Unzweifelhaft macht ihre Gesangskunst jede frische Milch im Handumdrehen sauer. Die Konzerte der Diva waren bis auf den letzten Platz ausverkauft. Bewundernswert, wie der Pianist Cosme McMoon die Diva begleitete.
Selbst der große Enrico Caruso zählte zu ihren Bewunderern.
Es gibt eine Anekdote, nach der sie nach einem Taxi-Unfall im Jahre 1943 der Ansicht war, sie könne nunmehr "ein höheres F singen als jemals zuvor". Darum verzichtete sie auf Schadenersatz und sandte dem Taxifahrer stattdessen eine Kiste Zigarren.
Einer der Höhepunkte ihrer Karriere war der Auftritt in der Carnegie Hall am 25. Oktober 1944. Dieses Konzert übertraf alle Erwartungen. Der Riesenraum war bereits wochenlang vorher ausverkauft, die Gesamteinnahme betrug über 25.000 Mark. Einen Monat und einen Tag nach ihrem Gala-Auftritt starb Florence am 26. November 1944 im Alter von 76 Jahren. Es geht das Gerücht, dass sie an gebrochenem Herzen wegen der Lachstürme starb, die ihren Einzug in die Carnegie Hall begleitet hatten.
Florence Foster Jenkins- Der Holle Rache
Florence Foster Jenkins sings Strauss
Serge Schmid