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Die sieben Scheidegger aus Huttwil (The Scheidegger Seven) - Entlebucher und Emmentaler Musikarchiv

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Die sieben Scheidegger aus Huttwil (The Scheidegger Seven)

Emmentaler Tonarchiv












 v.l.n.r. Jean, Jeanne, Edith, Alice, Erika, Trudi und Vater Fritz



Ueberfahrt nach Amerika (2. Mai 1927) auf dem Schiff Columbus. v.l.n.r. Jean, Trudi, Alice, Jeanne, Erika und

Edith

Vater Fritz Scheidegger (geboren 1873) war ein angesehener Gerberei und Lederfabrik Besitzer und gehörte

als erstklassiger Sänger dem Männerchor Huttwil an, ausserdem spielte er hervorragend Gitarre. Seine Frau
(geboren 1866) war eine Welsche und gebürtig aus Morges VD. Die sechs Kinder Edith (1898), Erika (1900),
Jeanne (1901), Alice (1904), Trudi (1906) und Jean (1908) wuchsen zweisprachig auf, bekamen alle
Gesangsunterricht und lernten ein Instrument spielen. Der Vater formierte zusammen mit seinen sechs

Kindern eine Gesangsgruppe mit dem Namen "Flühjodler vom Emmental" , welche öfters an Firmenfesten

befreundeter Geschäftsleute und örtlichen Veranstaltungen auftrat. Einen speziell freundschaftlichen Kontakt

pflegten die Scheideggers mit dem Stadtberner Jodelklub "Edelweiss" Nach dem ersten Weltkrieg geriet die

Firma von Fritz Scheidegger in eine schwere Krise. Die Armee fiel als Grosskunde aus, und handgemachte

Schuhe wurden immer mehr von billigeren, industriell angefertigten  Produkten konkurrenziert. Darauf beschloss

Vater Scheidegger sein Glück in Amerika zu versuchen und mit seinen Kindern dort auf als Gesangsformation

aufzutreten, bis sich eine günstige Gelegenheit für eine neue Existenz ergeben würde.

Im März 1927 reiste Vater Scheidegger als erster nach Amerika, um dort das Terrain für den Nachzug der

Familie vorzubereiten. Zwei Monate später folgten ihm seine Töchter und sein Sohn nach. Um den Atlantik

zu überqueren, bestiegen sie in Bremen den Dampfer "Columbus" und trafen am 27. Juni 1927 in New York

ein. Mutter Scheidegger blieb in Huttwil, um sich um die dortigen Liegenschaften zu kümmern.


In New York angekommen, beschafften sich die Scheideggers zwei Autos, mit welchen sie in den folgenden

Jahren unter dem neuen Namen "The Scheidegger Seven" 38 amerikanische Bundesländer und rund 160000

Meilen zurücklegten. 1928 wurden im Aufnahmestudio der Victor Talking Machine Co. in Camden / New Jersey

(die dort eingespielte Serie blieb allerdings unveröffentlicht) sowie ein weiteres Mal im Studio der gleichen

Firma in Chicago Plattenaufnahmen gemacht. Jeanne (Solojodlerin mit einer herrlichen Stimme) bekam von

ihrem Vater den Auftrag zurück in die Schweiz zu reisen und die ganze Liegenschaft zu verkaufen und mit

der Mutter wieder nach Amerika zurück zukehren.


Doch es sollte ganz anderst kommen. Jeanne lernte in der Schweiz einen jungen Mann kennen und entschloss

sich in der Schweiz zu bleiben. Es war das erste Mal, dass sie sich ihrem dominanten Vater wiedersetzte.

Er hat ihr diesen Entschluss nie verziehen und wollte den späteren Ehemann nie kennenlernen.

Jeanne Günter-Scheidegger wohnte in Schaffhausen und starb als letztes lebendes Mitglied der legendären

sieben Scheidegger am 17. August 1993 im hohen Alter von 92 Jahren. Daniel Schärer aus Huttwil hat im

gleichen Jahren für die Sendung Siesta von Radio DRS eine Sendung mit ihr gestaltet.


Im Jahre 1929 löste sich die Gruppe auf. Vater Scheidegger, der sich inzwischen als Masseur und Doktor der
Chiropraktik hatte ausbilden lassen, blieb in Amerika. Alice Scheidegger wurde Hausdame beim Schauspieler
Cary Grant. Trudi übernahm einen analogen Posten beim Meister des des Zeichentrickfilms  Walt Disney.
Auch Edith blieb in Amerika, während Erika und Jean in die Schweiz zurückkehrten. Jean besuchte die
Hotelfachschule und arbeitete später in renommierten Hotels in St. Moritz und London. Um nochmals zu Jeanne
zurückzukehren, ihr Mann hatte in Schaffhausen ein Holzbaugeschäft in dem sie ihn tatkräftig unterstützte.
Aus ihrer Ehe stammten die beiden Kinder Hanspeter und Susanne. 1944 wurde die Familie

Günter-Scheidegger von einem harten Schlag getroffen. Vater Günter erlitt anlässlich des versehentlichen

Bombardements von Schaffhausen einen schweren Schock. Nach langer Krankheit  starb er fünf Jahre später.

Dank dem bewundernswertenDurchhaltewillen und dem grossen Geschick gelang es Jeanne Günter, das

Holzbaugeschäft zu halten und es spätersogar auszubauen, bis ihr Sohn und ihre Tochter- nach vollendeter

Berufsausbildung  - in der Lage waren, im Geschäft hilfreich einzuspringen, um später dessen Leitung zu

übernehmen. Die freundschaftlichen Beziehungen zu einigen alten amerikanischen  Bekannten blieben bis zum

heutigen Tag bestehen. Ihren 90 Geburtstag feierte Jeanne Günter bei einem festlichen Anlass mit ihren

amerikanischen Freunden in Amerika. Bei der Radiosendung mit Daniel Schärer erwähnte Jeanne

Günter-Scheidegger, dass bei einem Missgeschick durch einen Zügelmann (er wusste nichts über den

Inhalt der Schachtel unter einem Diwan und stand darauf, und Frau Günter hatte die Platten komplet

vergessen) sämtliche Schellackplatten in Brüche gingen. Dank den amerikanischen Freunden konnten

alle Aufnahmen in Amerika wieder gefunden werden.



Uese Aetti, Die sieben Scheidegger


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